Agrarwirtschaft im technologischen Wandel
Der Wandel der Agrarwirtschaft in den letzten hundert Jahren ist beeindruckend: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Deutschland noch ein Agrarstaat war, arbeiteten rund 38 Prozent aller Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft, und ein Landwirt konnte etwa vier Personen ernähren. Heute sind es gerade mal 1,8 Prozent, und ein Landwirt ernährt durchschnittlich 135 Personen.
„Dieser enorme Produktivitätsfortschritt war und ist ohne den Einsatz immer effizienterer Maschinen nicht möglich“, betont Uwe Jung, Geschäftsführer von HÖRMANN Automotive in Saarbrücken und St. Wendel. Ein entscheidender Produktionsfaktor ist dabei der Feldhäcksler: Entwickelt in den 1940er-Jahren ist er eine der jüngsten landwirtschaftlichen Hochleistungsmaschinen.
Hochwertige komplexe Bauteile sichern die Produktivitätssteigerung
Mit der zunehmenden Verbreitung des Maisanbaus und der Rationalisierung der Landwirtschaft sind in den 1970er-Jahren die ersten selbst fahrenden Feldhäcksler auf den Markt gekommen. Dabei entwickelte sich die Arbeitsbreite von zwei Metern und eine Leistung von 102 PS auf heute zehn Meter bei einer Leistung bis zu 1.155 PS.
Der Kunde aus der Landmaschinenindustrie gehört mit rund 800 Maschinen pro Jahr zu den globalen Marktführern: „Unser Kunde fertigt die Feldhäcksler in seiner Fabrik in Zweibrücken, rund 30 Kilometer von Saarbrücken entfernt“, so Uwe Jung.
Ein markantes und technisch anspruchsvolles Bauteil an diesem Gerät ist der Auswurfkrümmer, da durch ihn der gesamte Gutfluss läuft und er somit den wesentlichen Anteil an der Arbeitsleistung der Maschine hat. Vor zwei Jahren hat der Kunde entschieden, den Auswurfkrümmer von einer herkömmlichen Kastenbauweise aus Laser- und Kantteilen zu einem Schweißsystem mit Pressteilen umzugestalten, mit dem Ziel, die Funktionalität und damit den Gutfluss zu optimieren.
Nutzen von Synergien bei der Fertigung des Auswurfkrümmers
HÖRMANN Automotive in Saarbrücken hat im Mai 2020 den Auftrag für dieses strategisch wichtige Projekt erhalten. „Aber nicht nur das: Da das neue Konzept auch Tiefziehteile beinhaltet, steuert HÖRMANN Automotive in St. Wendel diese Bauteile bei: ein Schulterschluss der beiden Werke mit positiver Resonanz vom Kunden“, betont Uwe Jung.
Insgesamt besteht ein Auswurfkrümmer der neuen Generation aus 220 Inhouse-Teilen, 160 Zukaufteilen und 900 Normteilen, die in Schweißvorrichtungen mit 500 Schweißnähten und einer Schweißnahtlänge von 30 Metern von Hand und automatisiert gefügt werden. Am Ende dieses komplexen Fertigungsprozesses wird der Auswurfkrümmer montiert, lackiert und einbaufertig an das Montageband des Kunden angeliefert.
„Wir werden bis April nächsten Jahres zwölf Prototypen und 80 Vorserienfahrzeuge liefern, bevor im November 2021 die Serienbelieferung beginnt und wir ab 2024 die Kammlinie erreicht haben werden“, gibt Uwe Jung als Ausblick. Um das Projekt an den Start zu bringen und die Launchphase wirtschaftlich zu gestalten, sind eine Vielzahl von Aufgaben zu lösen, wie ein neues Flächenkonzept, optimale Wertstromdesigns oder die Definition und Dokumentation der Fertigungsprozesse. Hier vertraut das Unternehmen in Saarbrücken auf die Unterstützung des Fabrikplaners HÖRMANN Rawema und nutzt damit gleichzeitig die Synergieeffekte der HÖRMANN Gruppe.
„Wir sind stolz darauf, als langjährig etablierter und anerkannter Partner der Landmaschinenindustrie einen wichtigen Beitrag zur Nahrungsmittelversorgung der wachsenden Weltbevölkerung zu leisten“, so Uwe Jung, stellvertretend für sein Team.